Heute musste ich gleich zweimal durch Bukavu fahren. Unser Workshop zur Gesundheitsfinanzierung fand am anderen Ende der Stadt statt. Diese Fahrten sind immer ein besonderes Erlebnis. Die Stadt ist einfach viel zu dicht bevölkert, an den Hängen der Berge stehen die kleinen Hütten dicht an dicht und jeden Morgen und Abend sind tausende Menschen unterwegs. Nur wenige ergattern ein Motorradtaxi, die meisten sind zu Fuß unterwegs. Morgens schleppen sie ihr Gemüse oder die Kohlen auf den Markt und verdienen sich ein paar Dollar, um ihre Familien zu ernähren.
Der Verkehr ist absolut dicht und für westliche Augen chaotisch, aber irgendwo scheint jeder zu wissen, wie weit man nach links rüber darf und warum eine Kreuzung einen Kreisverkehr darstellt und die andere nicht. Unser Fahrer wühlt sich sicher durch die Menge, aber immer wieder verriegelt er die Türen – einfach um sicher zu gehen. Geduld ist gefragt, aber wir sind immer gut wieder angekommen.
Solidargemeinschaft zur Finanzierung kirchlicher Gesundheitsdienste
Auf dieser Reise wird es wieder ganz deutlich: Wenn es nicht gelingt, in den kommenden Jahren die Finanzierung der kirchlichen Krankenhäuser auf solide Beine zu stellen, wird es im Kongo ein großes Krankenhaussterben geben. Und viele Menschen werden ohne Versorgung sein. Die Armut hat weiter zugenommen, der Krieg und die Unruhen leisten dabei ihren Beitrag.
Die kirchlichen Einrichtungen kämpfen damit, dass sie für die Behandlung eine Bezahlung verlangen müssen, weil der Staat keine Zuschüsse gibt und es keine andere Finanzierung gibt. Deshalb sitzen wir zu gemeinsamen Beratungen in Bukavu zusammen: Der Chef des regionalen Gesundheitsministeriums, einige Abgeordnete, Professoren sowie Ärztinnen und Ärzte aus der Allgemeinmedizin der Evangelischen Universität in Afrika. Prof. Ahuka hat eine Studie durchgeführt, die deutlich macht, dass in dieser Region 97% aller ambulanten Behandlungen, die Medikamente und Laboruntersuchungen von den Patienten selbst bezahlt werden müssen, ebenso wie 72% aller stationären Versorgung. Diese Zahlen machen deutlich, dass damit viele Menschen, keinen Zugang zur Versorgung haben.
Prof. Ahuka macht den jungen Medizinerinnen und Medizinern Mut, einmal ganz neu darüber nachzudenken, was getan werden kann, damit die Finanzierung gesichert wird und die Kosten von einer Solidargemeinschaft gemeinsam getragen werden. In diesem Prozess wollen wir nun einen Schritt weiterkommen. Allerdings wird es nicht leicht werden, weil es viele Vorgaben gibt – aber auch Chancen.
Die Beratungen laufen intensiv, die Gruppen arbeiten engagiert, aber werden wir das Startkapital finden? Es gibt neue Technologien, die wir einsetzen wollen, wer wird die Verhandlungen führen? Dr. Mihuhi ist im staatlichen Gremium der Krankenversicherungen. Zusammen mit den Allgemeinmedizinern wird er beauftragt, aktiv zu werden. Das Difäm begleitet das Vorhaben beratend. Und vielleicht kann die Kirche hier noch einmal ganz neu sichtbar werden, wenn sie eine Solidargemeinschaft bildet, die allen gilt. Ich wünsche mir, dass das Ganze gelingt und die vielen jungen und engagierten Fachkräfte ihre Aufgaben wahrnehmen können und dafür einen Lohn bekommen, der zum Überleben reicht.