Vom Fiebermessen und Wartehäusern für Schwangere

Nach einem ausgiebigen Frühstück mit frischer Ananas und Papaya, würzigem warmen Thunfisch und Porridge geht es Richtung Norden nach Gbarnga (ausgesprochen Banga) im Bong Distrikt.

Wir fahren drei Stunden durch Dörfer vorbei an quirligen Marktplätzen und tropische Wäldern mit Palmen, Bananen- und Gummibaumplantagen. Ich bin ganz froh, dass wir im klimatisierten Auto sitzen. Draußen sind es etwa 36 Grad.

In Gbarnga angekommen geht es direkt zum Phebe Krankenhaus, einem Mitglied der Christian Health Association of Liberia (CHAL). Hier haben wir zusammen mit dem Missionsärztlichen Institut in Würzburg und mit finanzieller Unterstützung von der Gesellschaft für Internationale Zusammenarbeit (GIZ) ein Pilotprojekt im E-Learning-Bereich aufgebaut. Jeden Freitagnachmittag treffen sich Fachkräfte aus drei liberianischen Krankenhäusern, darunter das Phebe Krankenhaus, mit ihren Tutoren in Tübingen und Würzburg zu gemeinsamen Webinaren. Themen sind unter anderem Infektionsschutz und Patientensicherheit. Aber auch Antibiotikaresistenzen und der richtige Einsatz von Antibiotika wird in dem virtuellen Klassenzimmer besprochen. Durch die Seminare sollen die Hygiene- und Gesundheitsstandards in Krankenhäusern verbessert und Patienten effektiver vor Infektionen mit Krankenhauskeimen geschützt werden.

Olaf und ich sowie Patricia, Direktorin von CHAL, werden herumgeführt und erhalten Einblicke in die Präventions- und Hygienemaßnahmen der Klinik. Seit Ebola gibt es neben dem obligatorischen Fiebermessen am Eingang jeder Klinik auch diverse Handwaschvorrichtungen in den Fluren und Patientenzimmern.

Anschließend geht es auf direktem Wege zur Baustelle einer fast fertig gestellten neuen Zentralapotheke. Die Apotheke soll als Medikamentendepot für alle Kliniken und Krankenhäuser in den umliegenden Regionen funktionieren. Apotheken sind zwar verbreitet, aber die Auswahl der verfügbaren Medikamente ist begrenzt und die Qualität der angebotenen Medikamente oft mangelhaft. Das Angebot der neuen Zentralapotheke hänge davon ab, was in der Region benötigt wird, sagt William Togba, Leiter der Zentralapotheke. Wobei es hauptsächlich um den Verkauf von Arzneimitteln gegen Infektionskrankheiten und Malariaprophylaxe gehen wird. Bis dahin werden Schulungen für die Personen durchgeführt, die in den umliegenden Krankenhäuern für die Medikamentenausgabe zuständig sind. Dazu gehören die Organisation von Bestellungen und Materialeinkäufen, die Lagerung und Ausgabe von Medikamenten sowie das Protokollieren der Finanzen.

Während Olaf die letzten Schritte der Fertigstellung und die Budgetplanung bespricht, fahre ich noch in eine nah gelegene Klinik und schaue mir die Geburtsstation und ein Wartehaus für Schwangere kurz vor der Entbindung (Maternity Waiting Home) an. Bisher mussten die Frauen für die Geburt einen weiten, oft beschwerlichen Weg zu Fuß zur Klinik laufen. Nicht selten blieben sie deshalb für die Geburt zuhause oder das Kind kam auf dem Weg unter lebensbedrohlichen Bedingungen zur Welt. Ich treffe die verantwortliche Hebamme, aber Schwangere sehe ich gerade keine.

Da es in der Region nicht viele Hotels gibt, fahren wir abends direkt in das Hotel Jacky`s, wo wir es uns bei einem würzigen Shawarma-Wrap mit Hühnchenfleisch und Gemüse sowie einem spanischen Omelette gemütlich machen.

Schrecken der Vergangenheit

Nach 16 langen Stunden Reise sind wir gestern endlich in der liberianischen Hauptstadt Monrovia angekommen.

Während mein Kollege Olaf Hirschmann mit dem Managementteam unserer Partnerorganisation, der Christian Health Association of Liberia (CHAL), den bevorstehenden Projektabschluss bespricht, steht für mich am ersten Tag in Monrovia ein Besuch im katholischen Krankenhaus Saint Joseph’s auf dem Plan. Das Missionskrankenhaus gilt als das älteste Krankenhaus Liberias. Es ist eine der Gesundheitseinrichtungen, die aufgrund der Folgen der Ebola-Epidemie seine Arbeit einstellen mussten. Mittlerweile ist Ebola nur noch ein Schrecken der Vergangenheit, die Handwaschvorrichtungen mit Desinfektionsmittel sind schon zumeist aus der Öffentlichkeit verschwunden.

Über der Eingangstür des Saint Joseph’s erinnern heute nur noch Personenporträts an die Mitarbeitenden, die nach einer Ebola-Infektion starben. Heute werden in dem 141 Betten-Krankenhaus neben Infektionskrankheiten wie Malaria und Tuberkulose immer häufiger auch nichtübertragbare Krankheiten wie Diabetes und Herzkrankheiten behandelt. Und in den verschiedenen Abteilungen, der Chirurgie, der Inneren Medizin und auf der Kinderstation werden medizinische Fachkräfte ausgebildet und auf die Arbeit im Krankenhaus vorbereitet.

Begleitet werde ich bei meinem Besuch von Lawrence, dem Kommunikationsbeauftragten unserer Partnerorganisation. Die Christian Health Association of Liberia arbeitet ähnlich wie das Diakonische Werk und ergänzt das staatliche Gesundheitssystem. Das Gesundheitsnetzwerk unterstützt seine christlichen Mitgliedseinrichtungen durch den Aufbau von Fachexpertise, der Verbesserung der Medikamentenversorgung und durch enge fachliche Begleitung. Das katholische Krankenhaus Saint Joseph’s ist eines der 66 Mitgliedskrankenhäuser und -gesundheitszentren von CHAL im ganzen Land.

Nach einer Besprechung im Büro von CHAL geht’s noch in das CHAL-Mitgliedskrankenhaus Cooper Adventist Hospital und dessen Augenklinik, die von CHAL initiiert und mit der Christoffel Blindenmission umgesetzt wurde. Das Krankenhaus wurde infolge des Bürgerkriegs von 1980 geschlossen. Heute ist es besonders aktiv in Impfprogrammen.

Als kleines Gastgeschenk haben wir noch Schokoladenostereier mitgebracht. Die verteilen wir noch und werden anschließend ins Guesthouse gebracht. Nach einem abendlichen Spaziergang zum Atlantik durch ein kleines Dorf und vorbei an Obst- und Kleiderständen gehen wir den Plan für den nächsten Tag durch und verabschieden uns.