Partnerbesuch in einer fast vergessenen Region

Nach einer langen Reise kamen wir endlich in Arua im Nordwesten von Uganda an. In dem kleinen Ort an der Grenze zum Nordostkongo warteten bereits Sabine und Dr. Matthias Holmer. Sie waren aus dem Kongo rübergekommen, um einzukaufen, und nahmen mich direkt mit über die Grenze nach Aru im Ostkongo.

Gerade angekommen besuchen wir das Krankenhaus der CECA 20, eine evangelische Kirche im Kongo, mit der das Difäm auch in der Flüchtlingshilfe in der Stadt Bunia zusammenarbeitet. Ich spreche lange mit dem jungen leitenden Arzt Dr. Freddy, der Gynäkologe werden will: „Ich will den Frauen helfen. Sie haben so viele Probleme, und deshalb will ich mich hier weiterbilden.“ Einen Studienplatz für die dreijährige Weiterbildung hat er bereits in Kampala, Uganda. Nur die Studiengebühren fehlen ihm noch. Er hat eine unglaublich positive Art mit den Patienten umzugehen und engagiert sich in dem Krankenhaus. Die Entwicklungen in der Klinik bestätigen dies. Es ist selten, dass ein so junger Arzt bereit ist, in solch einer abgelegenen Gegend zu arbeiten.

Trotz Goldmine kaum Entwicklung

Um das Warten auf den kleinen Flieger abzukürzen, gibt es noch eine Tasse Kaffee auf der Missionsstation von Diguna. Der Flughafen in Aru, besteht aus einem kleinen Gebäude, das aber streng von Militär und Polizei bewacht wird. Wir sind hier ca. 180 km von einer großen Goldmine entfernt. Daher ist man hier nahe der Landesgrenze zu Uganda vorsichtig. Die Mine wird von Südafrika betrieben und wirft viel ab. Nur für die lokale Bevölkerung bleibt nichts übrig. Und man sieht es: in Aru hat sich in den vergangenen Jahren kaum etwas geändert. Die Menschen sind arm und die Jungen haben kaum eine Perspektive.

Nun ist der kleine Flieger des Missionsflugdienstes MAF auf der Sandpiste gelandet. Es gibt außer mir noch einen Passagier. Er kommt aus London und ist für ein Wild Life Consortium unterwegs. David Petersen, der Pilot wiegt jedes Gepäckstück genau ab, dann müssen wir selbst auf die Waage. Alles wird im Heck des Fliegers verstaut. Und ich steige zum ersten Mal in eine so kleine Maschine ein. Gut, dass der Himmel keine Zeichen von Gewitter hat. Und dann geht es auch schon los.

Wir fliegen in ca. 3000 Meter Höhe über den Regenwald. Selten sieht man mal ein Dorf. „Hier fliege ich manchmal zwei Stunden und sehe nur Wald unter mir“, erzählt mir David. Er fliegt seit vier Jahren mit MAF im Kongo. „Mir macht meine Aufgabe Spaß. Wir sind keine Airline, die primär Geld verdienen will. Wir sind da, um zu helfen. Manchmal fliegen wir auch Patienten aus abgelegenen Orten raus in das nächste Krankehaus.“ David ist in Burkina Faso geboren und lebt mit seiner Familie in Nyankunde nahe des großen Krankenhauses südlich, das – ebenso wie das Krankenhaus in Nebobongo, wo ich jetzt hinfliege -, von der britischen Ärztin Dr. Helen Roseveare gegründet wurde. Eine Pionierleistung.

Eine vergessene Region

Ich bin fasziniert über die Schönheit der Natur unter uns. Außer mit harmlosen Quellwolken muss sich unser kleiner Flieger mit nichts auseinandersetzen. Nach zwei Stunden Flug landen wir in Isiro und ich werde bereits erwartet: Der Kirchenpräsident Reverend Modibale der evangelische Kirche CECCA 16 im Kongo und seine Frau sowie Dr. Jean Claude und sein Team sind an den Flughafen gekommen.

Isiro ist die Hauptstadt der Provinz Haut Uele. Im Süden grenzt Haut Uele an die Provinz Nordkivu an, im Osten an die Provinz Ituri und im Norden an den Südsudan. Umringt von Krisenregionen ist es hier relativ ruhig. Aber es wird auch schnell deutlich, dass dies eine der vergessenen Regionen des Kongo ist. Es gibt kaum Infrastruktur – zum ersten Mal gibt sogar meine kongolesische SIM-Karte auf und von Internet ist weit und breit keine Spur.

In dieser Region gibt es keine Büros von Oxfam, World Vision oder Safe the Children… es bewegen sich keine Landcruiser von großen internationalen Organisationen auf der Straße und auch kein Auto der UN, wie man sie an vielen anderen Stellen in Afrika sieht. Die Stadt ist ruhig, auf den Straßen werden große Lasten auf Fahrrädern bewältigt. Wer von A nach B will, setzt sich auf ein Motorrad. Supermärkte – Fehlanzeige. Kleine Stände am Straßenrand verkaufen ein wenig Zucker, Seife, Streichhölzer und was man sonst noch alles braucht. Ein kleiner Markt versorgt die Bevölkerung mit Gemüse und Fleisch – ansonsten gibt es hier nicht viel. Da ist ein Besuch aus Deutschland etwas Besonderes, und so geht es gleich vom Flughafen zum Büro des regional Verantwortlichen für Gesundheit, dann zum Gesundheitsminister der Region und am nächsten Tag zum Gouverner der Provinz. Sie alle sind dankbar über die Unterstützung im Aufbau des Gesundheitssystems in der Region, die wir zusammen mit der Kirche CECCA 16 leisten.

Am Abend bin ich zum Haus des Vizepräsidenten eingeladen, zusammen mit Vertretern der Kirchenleitung der CECCA 16 und dem Büro für medizinische Arbeit der Kirche. Aber davor braut sich noch ein richtiges Gewitter zusammen. Jetzt tut die Abkühlung richtig gut. Es gibt Reis, gekochte Bananen und gekochte Kassavablätter mit Hühnchen. Nach dem langen Tag istes gut, wieder etwas Warmes im Magen zu haben.

Holprige Anreise in den Kongo

Nun ist es geschafft – das Gepäck für meine dreiwöchige Projektreise in den Osten der Demokratischen Republik Kongo ist gepackt, der letzte Vortrag am Samstag gehalten und ich bin gut in Frankfurt angekommen (und die Bahn war sogar pünktlich… 😉 ). Ich hatte mir viel Zeit für den Check-In eingeplant, denn ich musste noch eine Ausfuhrgenehmigung erhalten. Also bringe ich die eingecheckten Gepäckstücke zum Zoll. Der Beamte gibt mir den wichtigen Stempel und die Koffer werden abgeholt – bleibt nur zu hoffen, dass sie auch den richtigen Flieger am frühen Morgen finden… ;). Die Reise kann beginnen.

Mein Flug startet pünktlich. Wenig später sind wir in Brüssel und die Stunde Aufenthalt reicht gerade, um mich in der langen Reihe der Fluggäste anzustellen, die an diesem Sonntag nach Entebbe in Uganda und Bujumbura in Burundi aufbrechen. Der Flieger ist bis auf den letzten Platz besetzt: viele Familien, die in den Sommerferien nach Burundi oder Uganda reisen und andere, die wie ich für Forschungs- oder Geschäftsreisen unterwegs sind.

Längere Zwischenlandung in Burundi

Nach acht Stunden setzt der Flieger zur Landung in Burundi an. Es sind 29 Grad Außentemperatur. Alles scheint normal zu verlaufen. Bei solchen Zwischenaufenthalten ergeben sich oft Gespräche mit Mitreisenden. Aber dann wird die Zeit doch lang und es tut sich nichts – bis uns der Kapitän zu verstehen gibt, dass wir nicht weiterfliegen werden: „Unser Bodenpersonal kümmert sich um die Arrangements, bleiben Sie einfach sitzen“. Bodenpersonal – das ist in dem kleinen Flughafen in Bujumbura ein Verantwortlicher und einige Assistenten. Und es ist Sonntag, spät abends: Ich stelle mich mal auf eine längere Wartezeit ein. Und so ist es auch: Irgendwann dürfen wir von Bord des Flugzeugs, bekommen relativ unkompliziert den Stempel in den Pass – und sogar das Gepäck ist da. Nun heißt es nur noch warten, bis die Mini-Busse die Menge an Menschen aufnehmen können und wir Hotelzimmer in Bujumbura zugewiesen bekommen. Irgendwann nach Mitternacht habe ich dann ein Bett und bin froh, einfach schlafen zu dürfen. Morgen sehen wir weiter.

Kreative Lösungen gesucht

Schon um 6 Uhr meldet sich Difäm-Partner Dr. Jean Claude aus Nebobongo im Ostkongo über Whatsapp: „Wir müssen einen Weg finden, Dich nach Nebo zu bringen“. Über zwei Stunden sind wir auf der Suche nach einer alternativen Route. Die Kollegen sind kreativ, aber immer wieder passt der Flugplan nicht oder die Routen per Land sind wegen Rebellengruppen oder der Ebola-Epidemie zu gefährlich. Aber dann gibt es eventuell doch noch eine Möglichkeit mit Flieger und dann per Auto…

Solange werde ich noch in Bujumbura bleiben. Der Blick auf den Tanganyika See kann einen fast in Urlaubsstimmung versetzen, wenn einen nicht die Soldaten und Polizisten ständig daran erinnern würden, dass wir hier in einem Krisengebiet sind. Deshalb bin ich dankbar, dass jemand über dieser Reise wacht und sich immer wieder gute Lösungen finden werden.