Haribo-Fledermäuse und die Tücken interkultureller Kommunikation

Das Murex Hotel ist ein von Libanesen geführtes Hotel mitten in Monrovia. Auf der Speisekarte finden wir Falafel mit Sesam-Sauce, Humus und Kibbeh, Klöße aus Bulgur mit einer Füllung aus Hackfleisch und Zwiebeln.

Zum Frühstück gibt es einen scharfen Eintopf aus Gemüse und Würstchen, Süßkartoffeln, süße Kuchen und Omelette, aber auch frische Papaya und Ananas.

Bei dieser Fülle an Speisen im Hotel, in dem hauptsächlich Mitarbeitende internationaler Organisationen absteigen, ist es kaum zu glauben, dass viele Einwohner Liberias an Mangelernährung leiden.

Das läge nicht nur an den Folgen des Bürgerkrieges, der nach 14 Jahren erst 2003 endete, und an der Ebola-Epidemie. Auch traditionelle Koch- und Essgewohnheiten tragen dazu bei. Hauptnahrungsmittel der Bevölkerung sind Cassava und die Yamswurzel, Kochbananen und Mais. Diese machen sie zwar satt, verfügen aber nur über wenige Nährstoffe. Früchte werden selten gegessen. Fisch wird oft frittiert.

Dazu kommt, dass viele Nahrungsmittel importiert und dadurch für die lokale Bevölkerung oft zu teuer sind. Anders sieht es bei beispielsweise Reis aus Amerika oder Indien aus. Dieser ist oftmals günstiger als der einheimische, dafür aber nährstoffärmer. Ebenso die Agrarexporte aus der Europäischen Union. So werden beispielsweise rund 700 Millionen Kilogramm Geflügelfleisch jedes Jahr aus der EU in afrikanische Länder exportiert. Mit den niedrigen Preisen können lokale Geflügelzüchter nicht mithalten – und Arbeitsplätze in der Lebensmittelproduktion gehen verloren.

Schon Neugeborene und Kleinkinder sind oft durch die Fehlernährung ihrer Mütter zu leicht und zu klein. Aber auch das Wissen um das richtige Stillen ist fast vollständig verloren gegangen. Viele Mütter stillen bereits nach wenigen Monaten ab. Dabei fehlt ihnen oftmals das Geld für Milchpulver.

Heute haben wir einen Tag im Büro eingeplant. Olaf bespricht mit dem Managementteam die Jahresplanung unseres Partners, des Christlichen Gesundheitsnetzwerks in Liberia (Christian Health Association of Liberia, CHAL). Ich spreche mit dem Kommunikationsbeauftragten Lawrence über eine Kommunikationsstrategie für die neue Zentralapotheke in Gbarnga, die in der Grenzregion zu Guinea bekannt gemacht werden soll. Geplant sind Radiobeiträge, weil Radio die meisten Menschen hier in Liberia erreicht.

Zu aller Belustigung verteile ich meine mitgebrachten Fledermäuse aus Weingummi und Lakritz von Haribo. Was ich nicht bedacht habe, was mir aber die Kolleginnen und Kollegen von CHAL schmunzelnd wieder ins Gedächtnis rufen: Das Ebola-Virus wurde durch den Verzehr von Fledermäusen übertragen.

Abends laufen Olaf und ich noch vom Hotel aus an den Strand. Paare spazieren hier über den Sand und in Ferne spielen Jugendliche Fußball.